Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie

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Vor der weltweit größten Möbelleistungsschau – der imm cologne 2014 – befindet sich die deutsche Möbelindustrie in keiner einfachen Lage. Denn die traditionellen Kernmärkte im Ausland schwächeln weiterhin und im Inland wird es immer schwieriger, die frei verfügbaren Einkommen der Kunden Richtung Möbel zu lenken. Für das Jahr 2014 erwarten wir deshalb lediglich einen stabilen Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres.

Smartphones, Tablets, PCs, Flachbildschirme, Reisen, Freizeitausgaben – das sind die Bereiche, für die die Menschen derzeit bereit sind, Geld auszugeben. Diese Marktsegmente schaffen es ganz offensichtlich, Begehrlichkeiten zu wecken und die Verbraucher emotional anzusprechen, während das dem Möbelhandel nicht ausreichend gelingt. Hier rächt sich, dass Möbel in den letzten Jahren zumeist phantasielos und in erster Linie über den Preis angeboten wurden. Dem Möbelangebot fehlt daher eine Werte kommunizierende Substanz. Beim Verbraucher werden keine emotionalen Begehrlichkeiten geweckt
. Im Gegenteil: der Eindruck preislicher Beliebigkeit schafft kein Vertrauen und hält von Kaufentscheidungen eher ab.

Entscheidend ist das Marketing für Möbel
Deshalb kommt es 2014 ganz entscheidend auf das Marketing für Möbel an. Wenn dies Begehrlichkeiten weckt, wird der Umsatz von Handel und Industrie wieder steigen
. Die Chancen dazu stehen so gut wie selten zuvor, wir müssen sie nur nutzen: Die Wirtschaft wächst weiter um voraussichtlich bis zu 2 Prozent und die Konsumlaune der Deutschen ist so gut wie lange nicht mehr. Zum Jahreswechsel 2013 hat die GfK nochmals steigende Konjunkturerwartungen und eine Anschaffungsneigung auf einem 7-Jahres-Hoch prognostiziert
. Die Bundesbürger sind also bereit, mehr auszugeben und weniger zu sparen. Dem Handel muss es gelingen, ein größeres Stück vom Kuchen der frei verfügbaren Einkommen abzubekommen.

Dies ist auch dringend notwendig, denn im letzten Jahr sank der Umsatz der deutschen Möbelindustrie um voraussichtlich etwa 3,5 Prozent auf 16,1 Mrd. € gegenüber 16,6 Mrd. € im Jahr 2012.

Der Rückgang im Jahr 2013 resultiert zum Teil aus den Schwierigkeiten in unseren europäischen Kernmärkten. So gingen die Ausfuhren nach Frankreich in den ersten 10 Monaten des Jahres 2013 um knapp 11 Prozent (10,6 Prozent) und in die Niederlande sogar um fast 16 Prozent (15,6 Prozent) zurück. Auch Österreich mit -6 Prozent blieb deutlich unter den Erwartungen und die Schweiz verharrte mit +0,3 Prozent gerade mal auf Vorjahresniveau.

Auch wenn die Möbelausfuhren in die USA um 18,5 Prozent und nach China um 16,7 Prozent stiegen, konnten damit die Rückgänge in Europa nicht kompensiert werden
. Insgesamt sanken die Möbelausfuhren im Jahr 2013 (Januar bis Oktober) um 4,1 Prozent auf 7,6 Mrd. €.

Im Inland setzten unsere heimischen Hersteller bis Ende Oktober letzten Jahres 3,8 Prozent weniger um als im Vorjahreszeitraum, was insbesondere an dem überraschend schwachen 2. Halbjahr lag. Die größten Umsatzrückgänge gab es bei den Wohnmöblern, die 7,1 Prozent weniger verkauften und bei den Matratzenherstellern (-12,9 Prozent). Die Küchenmöbler hingegen konnten ihre Umsätze mit -0,2 Prozent nahezu auf Vorjahresniveau halten.

Die Schwäche des deutschen Marktes spiegelt sich auch in den Importzahlen. So wurden zwischen Januar und Oktober 2013 Möbel im Wert von 8,2 Mrd. € nach Deutschland eingeführt und damit 3,6 Prozent weniger als im Vorjahr.

Diese negativen Importzahlen machen deutlich, dass das Kernproblem der Möbelbranche in den Absatzzahlen auf dem deutschen Markt liegt. Weder unsere Hersteller noch die ausländischen Produzenten sind derzeit in der Lage, trotz eines insgesamt guten Marktumfeldes in Deutschland mehr Einrichtungsgegenstände abzusetzen oder ihre Umsätze zu halten. Dies erstaunt umso mehr, als dass der Wohnungsbau in 2013 deutlich zugelegt hat.

Aber Deutschland ist nach wie vor unser Kernmarkt, denn 70 Prozent des Umsatzes setzen unsere Hersteller im Inland ab. Hier bleibt die Konkurrenz mit ausländischen Herstellern hoch, die preisaggressiv ihre Ware im Handel platzieren.

Im Jahr 2013 ist dabei insbesondere Polen zu erwähnen. Die Hersteller in unserem östlichen Nachbarland schaffen es, ihren Umsatz in Deutschland gegen den allgemeinen negativen Trend auf Vorjahresniveau zu halten (-0,1 Prozent).Dabei hilft ihnen die massive finanzielle Unterstützung der Europäischen Union, die mit zwei Förderprogrammen die Produktion in Polen und den Absatz unter anderem in Deutschland bezuschusst. Über den Fond für regionale Entwicklung werden Investitionen in den Neubau von Produktionsstätten oder die Modernisierung des Maschinenparks mit bis zu 70 Prozent gefördert. Über das Förderprogramm „Innovative Wirtschaft“ sponsert die EU die Kampagne „Made in Poland“, mit der in Deutschland, Tschechien und der Ukraine für polnische Produkte – darunter auch Möbel – geworben wird.

Dabei hat Polen traditionell eine sehr starke Möbelindustrie und ist nach wie vor Importland Nummer 1 in der Bundesrepublik. Die EU-Unterstützung bewirkt einen nicht unerheblichen Wettbewerbsnachteil für unsere Hersteller, die teilweise nicht mehr mit den niedrigpreisigen Angeboten der polnischen Hersteller konkurrieren können. Wir wehren uns deshalb vehement gegen diese Förderpraxis und haben die EU-Kommission aufgefordert, diesen Sachverhalt zu untersuchen . Ziel muss eine Chancengleichheit im europäischen Binnenmarkt sein. Denn die polnische Möbelindustrie ist stark genug und braucht keine Unterstützung durch öffentliche Steuermittel.

Solchen Wettbewerbsverzerrungen können unsere heimischen Hersteller, mit ihrem hohen Qualitätsniveau und den damit verbundenen Produktionskosten nur schwer begegnen. Die heimischen Möbelhersteller stehen – und dies wird auch die imm cologne 2014 erneut eindrucksvoll unter Beweis stellen – weltweit an der Spitze in puncto Nachhaltigkeit und Lebensdauer, Design und Qualität. Diese Attribute sollten über ein Label „Made in Germany“ im Handel viel stärker sichtbar werden.

Die 528 Betriebe (ab 50 Mitarbeitern) der deutschen Möbelindustrie beschäftigten derzeit insgesamt 86.080 Frauen und Männer. Im Vorjahr waren es 86.940 Beschäftigte in 531 Unternehmen.
Quelle: HDH/VDM Verbände der Holz- und Möbelindustrie 

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