Der wahre Wert von Design – was muss es leisten?

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Beim Designtalk der Österreichischen Möbelindustrie diskutierten Experten aus Wirtschaft, Lehre und Handwerk am 14. November im MAK die Herausforderungen der voranschreitenden Demokratisierung des Designs und die Konsequenzen für den Wert von Design, Nachhaltigkeit und die Zukunft der Möbelindustrie. Dabei ging es um Fragen wie: Woran erkennt man gutes Design? Wird der 3D-Drucker bald den Designer ersetzen? Verdirbt die anhaltende Rabatt-Kultur die Wertschätzung von Möbeln? Die Debatte eröffnete spannende Einblicke in die Design- und Möbelkultur von heute und beleuchtete das Thema aus verschiedenen Perspektiven.
Die Rolle von Design heute und morgen ist für die Möbelbranche zentral. „Deshalb freue ich mich sehr, dass wir als Österreichische Möbelindustrie diese Veranstaltung ausrichten konnten. Sie hat interessante, kontroverse An- und Aussichten rund um das Thema eröffnet“, betonte Andrea Steinegger, Referentin der Österreichischen Möbelindustrie.

Viel diskutiert wurde über die Frage, was gutes Design ist. Für die einen war es vor allem Funktionalität, die gutes Design ausmacht
. Designmöbel sollten vor allem einen Mehrwert für den Nutzer liefern und keine reinen Stilobjekte sein, lautete die Erklärung
. Wertigkeit, Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen wurden ebenfalls als zentrale Kriterien für gutes Design genannt. Dass die Auffassung von gutem Design nicht allgemeingültig, sondern kultur- und milieuabhängig sei, wurde ebenfalls angemerkt.

Der Kunde von heute ist durch Rabatt- und Sonderaktionen an Möbel zu kleinen Preisen gewöhnt –  da waren sich alle Diskutanten einig. Der Preis eines Möbels sollte seinem tatsächlichen Wert entsprechen und nicht darunter liegen
. Gleichzeitig wollen Konsumenten eine gewisse Summe ausgeben, um das Gefühl zu haben, etwas Hochwertiges zu kaufen, lautete eine weitere These. Dr. Georg Emprechtinger, Vorsitzender der Österreichischen Möbelindustrie betonte, dass man den Schnäppchenjägern von heute den Wert und die Qualität eines Möbels an sich wieder mehr ins Bewusstsein rufen müsse: „die Zukunft liegt in der Kommunikation von Werten und nicht im Ringen um den niedrigsten Preis.“

Bald kann sich jeder bequem zu Hause mit Hilfe eines 3D-Druckers seine Möbel ausdrucken, so eine verbreitete Theorie . Wird der Drucker in Zukunft den Designer ersetzen? Die Experten sahen im 3D-Druck keine Alternative zum Designer, denn ein Computer könne im Gegensatz zum Menschen keine Emotionalität herstellen. Außerdem könne der Kunde die Produktgestaltung selbst nicht leisten. Dass in Zukunft Möbel aus gedrucktem Holz gekauft werden, hielten die Referenten ebenfalls für unwahrscheinlich. „Der Wertschöpfungsprozess, das Handwerk und die vielen Bearbeitungsschritte machen doch das Holz aus. Das kann ein Drucker nicht ersetzen. Außerdem legt der Kunde Wert auf die Herkunftsstory des Baumes, seine Lebendigkeit und Geschichte“, so Emprechtinger. Design als Profession sei nicht ersetzbar und müsse gefördert werden, lautete der Tenor der Expertenrunde.
Im Anschluss an die angeregte Podiumsdiskussion hatten die Gäste die Möglichkeit, den Fachexperten in einer offenen Gesprächsrunde Fragen zu stellen. Ein geselliges Beisammensein bot danach Gelegenheit, sich mit Gästen und Diskutanten in entspannter Atmosphäre auszutauschen.

Die Podiumsdiskussion fand im Rahmen der Langen Nacht des Design und der Ausstellung „Design 2014“ – Living & Lifestyle statt
. Die österreichischen Möbelhersteller TEAM 7 und Wittmann präsentierten bei der exklusiven Design-Ausstellung ihre aktuellen Highlights und deren Entstehungsprozess.

www.moebel.at.


Diskutierende: Robert Bastirsch, Prof
. Dr. Günther Grall, Ulrike Weiser (Moderatorin), Dr. Georg Emprechtinger, Thomas Bene, Ulrike Leitner (v.l.n.r.),
Quelle: GEsK / Foto Mirjam Reither

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